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Valentina Ljachowitsch

Valentina Ljachowitsch (Valentina Lyahovich):

In meinem Leben gab es viele glückliche und traurige, interessante und weniger interessante Erlebnisse. Ich erinnere mich noch an ungewöhnliche und rührende Momente, an jene besondere Luft aus meiner Kindheit, an den Sonnenschein, der die Veranda erfüllte, und die Glückseligkeit eines kleinen Wesens, das vom Schlaf erwacht auf den Hof lief.

Ich kann mich noch gut an die Verwunderung über ein buntes Stickgarn erinnern. Ich kann keine passenden Worte finden, um dieses Gefühl zu beschreiben: Es war keine Begeisterung oder Liebe, sondern eher ein Durchdringen von Farben, die eine magische Kraft zu haben schienen. In meinen Erinnerungen tauchen aus irgendeinem Grund die Farben auf: auf der Straße ging einmal eine Frau in einem roten Tuch. Das war ein Ereignis! Ein rotes Tuch bewegte sich auf der mit Schnee bedeckten Straße! Später kamen Theaterbesuche dazu: Bühnenbilder, Theaterlicht, Musik. Erneut ist etwas in meiner Seele zurückgeblieben, um später von Zeit zu Zeit in meinem Bewusstsein aufzutauchen. Die Studenten der grafischen Fakultät zeichneten ihre Skizzen am Ufer des Flusses, an dem ich wohnte. Ich nahm sie als ungewöhnliche Menschen wahr, sie waren Künstler. Seitdem träumte ich davon, Künstlerin zu werden. Damals konnte ich mir aber noch nicht vorstellen, dass ich eines Tages als Dozentin mit meinen Studenten am selben Ufer Skizzen zeichnen würde.

Zuerst besuchte ich eine Arbeitsgemeinschaft für Kunsterziehung im Pionierhaus, später war es ein Kunstatelier und der Lehrer Dmitri Pawlowitsch Generalnizki. Sein ganzes Leben war der Kunst gewidmet. Damals gab es für mich keinen Künstler, den ich mehr respektierte als Dmitri Pawlowitsch. Mit der Zeit haben sich meine Ansichten in Bezug auf die Malerei geändert, aber die Erinnerungen an meinen ersten Lehrer werden mir immer erhalten bleiben.

1964 nahm ich mein Studium an der grafischen Fakultät auf. Seitdem begeistere ich mich für Aquarellmalerei. Zwei Dozenten von mir sind dafür verantwortlich: Iwan Michajlowitsch Stoljarow und Felix Fjodorowitsch Gumen. Stoljarow brachte mir das Verständnis der klassischen Aquarellmalerei und der Kunsttechnik, aber auch einen strengen Umgang mit den Objekten bei. Gumen hingegen vermittelte seinen Studenten Lust am Experimentieren. Ich bewegte mich zwischen diesen beiden Polen, bis ich sie schließlich zusammenfügte.

An der Hochschule bildet sich die Identität eines Künstlers nicht komplett aus. Auf meinem Weg habe ich viel gesucht und gezweifelt. Es gab eine Zeit, wo ich auf Experimente verzichtete und mich ausschließlich auf die naturalistische Malerei konzentrierte. Sie konnte aber die vor mir stehenden Fragen nicht beantworten und wurde schließlich zu einem Feind, mit dem ich lange zu kämpfen hatte. Im Kampf gegen den Naturalismus hat mir meine Begeisterung für altrussische Ikonen, Matisse, Van Gogh und Gauguin geholfen.

Meine Identität als Künstlerin prägten vor allem auch die zahlreichen Reisen ins In- und Ausland (Belarus, die Baikal-Amur-Magistrale, der Ural, die Region Krasnodar, Deutschland, Spanien …)

… Die Auslandsreisen sind nicht spurlos an mir vorübergegangen. Der Austausch mit Künstlern sowie ausländische Museums- und Ausstellungsbesuche bereiteten das Fundament für meine weitere Entwicklung… Dabei wollte ich mir aber das bewahren, was nur mir eigen ist und was ich im Laufe der Jahre gefunden hatte.

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