đóende

Über Schaffen und Kunstbildung

Aus der Reihe „Was unsere Kunst beeinflusst“

URSULA HÜBNER


Professorin der Kunstuniversität Linz, Österreich

Vortrag am Symposium „Moderne Kunst“ im Rahmen einer Einladung des Österreichischen Kulturforums in Kooperation mit der Belarussische Staatliche Akademie der Künste

25.10.2011, Minsk

Nach einem Studium am Mozarteum in Salzburg (Bühnenbild und Kostüm), folgte ein Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Malerei und Animationsfilm). Meine Professorin Maria Lassnig war die erste Frau, die im deutschsprachigen Raum Malerei unterrichtete. Ihre Themen waren der menschliche Körper, das Selbstporträt und die von ihr so genannte Körperbewußtseinsmalerei. Diese Herangehensweise, den Körper als Medium in die eigene Arbeit zu integrieren, war ein spezifisches Thema der Künstler des Wiener Aktionismus, die den Körper und die Aktion am eigenen Leib zum Mittelpunkt ihres künstlerischen Verfahrens machten. Das Interesse am Performativen, meine Beschäftigung mit dem Theater und das Interesse an Darstellung, gingen in eine ähnliche Richtung.

Nach dem Ende der Studien habe ich in beiden Berufsfeldern gearbeitet: Malereiausstellungen, Arbeiten für Theater und Film wechselten einander ab. Die beiden Herangehensweisen fanden dann am ehesten in der Serie von Collagen (Ölfarbe und Fotopapier auf Holz), die ich seit 1996 verfolge, ihren Ausdruck.

Vor allem in der Serie „the world of Interiors“ veranschaulicht das Interesse als Darstellerin in den Bildern aufzutreten, die räumliche Determiniertheit der meist vereinzelten Figuren im Bild ergibt eine kleine Inszenierung. Wie eine Rekonstruktion fetischistischer Bildstrukturen erscheinen die Körper in Maskeraden und Posen.

Fotografie und Malerei gehen in dieser Collageserie eine Symbiose ein. Foto-Fragmente werden als Farbflächen in die Malerei integriert, ergeben ein malerisches Ganzes. Durch das Zusammensetzen zerschnittener Fotografien, die mit Pinselstrichen ergänzt werden, entstehen Figuren, die bewegter erscheinen, als ein bloßes Foto. Die Brüche und Schnittstellen verlangen vom Auge und Gehirn des Betrachters eine Ergänzung, die so wichtig ist und etwas Wesentliches der Malerei aktivieren. Diese Collagen unterscheiden sich von anderen durch das besondere Augenmerk, das dem Spiel mit der Farbe gewidmet wird. So sind sie in erster Linie der Malerei verbunden und nicht so sehr eine grafische Collagetechnik.

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Fabelwesen – Hybride aus Mensch und Tier, Pflanzen oder Gegenständen. Es ist dieses alchemistische Zusammenfügen unterschiedlicher Ingredienzien, das es den Bildern ermöglicht, mehr auszudrücken, als reine Malerei oder bloße Fotografie es vermögen.

Bühnenbilder und Arbeiten im öffentlichen Raum

Der Umgang mit Farbe und Räumlichkeit, auf Orte und Situationen einfühlsam zu reagieren, machten die Bühnenbilder zu Rauminstallationen. Besonders jene Arbeiten, die für eine freie Theatergruppe entstanden sind, entsprachen dieser speziellen Form der Arbeit mit sehr wenig finanziellem Aufwand ein Maximum an Wirkung zu erzielen. Wie ein Spiel von Kindern, deren Fantasie auch mit einfachen Mitteln zum Erblühen kommt. Wir spielten in aufgelassenen Räumen, in die wir Zuschauertribünen bauten, so wie in einer ehemaligen Reithalle, einer ehemaligen Sargfabrik oder Tankstelle.

Für den Linzer Hauptplatz entwickelte ich ein Konzept für einen „Triumphbogen der Künste“, gebaut aus 3 Hochseecontainern, versehen mit fiktiven Figuren der Kunstszene. Elemente wie der Container, aus dem Zusammenhang ihrer ursprünglichen Bestimmung entrissen, entwickeln nun eine Eleganz, die überrascht.

Unter dem über 20 m hohen Tor bewegten sich Straßenbahnen, Autos, Fußgänger und Radfahrer und es wurden für 4 Monate die Attraktion der Stadt.

Die Kunstausbildung in Linz

Die verschiedenen Österreichischen Kunstuniversitäten in Wien, Linz, Graz und Salzburg verfolgen unterschiedliche Schwerpunkte. Freie Bildende Kunst wird in Wien und Linz angeboten und Linz profiliert sich als Ort digitaler Medien und einer technologischer Schwerpunktsetzung. Das hat auch mit der Geschichte der Stadt zu tun, die als Ort des wichtigen Festivals Ars Electronica weltweit bekannt ist und als Industrie - und Stahlstadt zu Wohlstand kam. Die Stadtentwicklung verfolgt seit einiger Zeit erfolgreich den Wandel zur Kulturstadt. Neue Museumsbauten und ein neues Opernhaus sind das Ergebnis dieser Strategie. Außerdem war man 2009 Europäische Kulturhautstadt. Auch die Kunstuniversität hat sich nach und nach vergrößert und ist nun die zweitgrößte in Österreich, was die Hörerzahlen betrifft.

Die Linzer Kunstuniversität unterscheidet sich von den anderen österreichischen Kunstuniversitäten durch eine Schwerpunktsetzung in Richtung:

  • Intermedialität:

Rund um die Entfaltung der digitalen Medien als künstlerisch/gestalterisches Mittel haben sich in jüngster Zeit die „alten“ Medien wieder neu ins Spiel gebracht. Die vielfältigen medialen Kommunikations-und Gestaltungsformen spielen in der Ausbildung und Anwendung eine wichtige Rolle.

  • Raumstrategien:

Architektur, Urbanistik, Industriedesign gelten als wichtige Berufsfelder und die Kompetenzen aus diesen Bereichen verschmelzen mit anderen Fachgebieten.

  • Künstlerisch-wissenschaftliche Forschung:

Künstlerische Praxis und wissenschaftliche Forschung sind unter einem Dach vereint und Fragen der Methodik, des Wissenstransfer und der Vermittlung im Spannungsfeld von Wissenschaft und Kunst werden intensiv erkundet. Ein neu gestartetes PHD-Programm ermöglicht nun Absolventen der Kunst ebenso ein Doktorat zu erlangen.

Arbeit als Professorin und Kuratorin

Wahrnehmung und Intuition schärfen, Übungen im Zeichnen und Malen, die technologische Praxis, das Erlangen von Wissen in Kunstgeschichte und Theorie, das sind die Eckpfeiler die wichtig sind für die künstlerische Entwicklung. Exkursionen zu Ausstellungen im In-und Ausland, Werkstättenarbeit, Referate zu Künstlern, Gespräche mit Gastprofessoren, das alles gehört zum Lehrplan während eines Studiums an der Kunstuniversität Linz. Im Kunstunterricht geht es um Vermittlung dieser Themen und dem Lehren von selbstständigen Handeln und Denken.

Am Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften gibt es einen gemeinsamen Studienplan der Bildenden Kunst und dieser sieht vor, dass Studierende der Bildhauerei, der Klasse für Experimentelles Gestalten und der Malerei und Grafik in vielen Lehrveranstaltungen gemeinsam unterrichtet werden. Es ist auch möglich, während des Studiums die spezifischen Bereiche zu wechseln. Damit soll ein mediales Überschneiden gewährleistet sein, wie es ja die zeitgenössische künstlerische Praxis vorführt.

Während des Studiums wird in ausgewählten Projekten auch die Praxis der Ausstellung erprobt. So ist es mir wichtig, als Professorin für Malerei und Grafik an der Kunstuniversität Linz, Arbeiten von Absolventen und Studierenden immer wieder in Ausstellungen zu präsentieren.

Alle 4 Jahre gibt es eine Präsentation der aktuellen Studierenden der Klasse für Malerei und Grafik in den Ausstellungsräumen der Universität, die von einem Katalog begleitet wird.

Zudem gibt es Ausstellungen, die in anderen Bundesländern gezeigt werden, wie „New Folks“, „Die edlen Fürchte und die Gouvernante“. Da wurden die Arbeiten der Studierenden den Arbeiten von bereits arrivierten Künstlern und Künstlerinnen in einer gemeinsamen Ausstellung gegenüber gestellt.

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