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DER BELARUSSISCHE PAVILLON AUF DER 54. BIENNALE VENEDIG (2011): „BBS“ VON DZIANIS SKVARTSOU. NORMALES LEBEN:

Ein spannungsvoller seltsamer Wechsel von Bildern. Der militaristische Zeichentrickfilm schafft mit Musik und Untertiteln eine Atmosphäre von Forschheit. Scheinwerfer durchschneiden die Dunkelheit. Es fliegen Flugzeuge. Soldaten unbestimmter Truppengattungen ruhen sich unter einem Schleppdach aus. Im dunkelblauen schneeigen Dämmerlicht transportieren Militärfahrzeuge von einer Eskorte bewacht etwas Rundes mit einer geheimnisvollen Aufschrift „BB“. Die Handlung spielt sich vor dem Hintergrund einer Stadt, die so stark an den Stadtrand von Minsk erinnert, ab.

Die Werkstatt eines Bildhauers. Ein banales Sujet: eine junge zynische Journalistin interviewt einen Künstler. Sie verwechselt dabei die Wörter und kann ihre Fragen nur mit großer Schwierigkeit formulieren. Der Künstler ist, wie es sich gehört, zerknittert, zerschlagen und ein bisschen angeheitert. Die Diskussion über eines seiner Werke („Schau mal, ohne Kopf sieht es ganz anders aus“) wird abrupt von den Militärbildern unterbrochen. Diese werden von dem Beginn eines Romans abgewechselt. Plötzlich werden die Hauptfiguren zu den Menschen, die eine Mission erfüllen. Es erfolgt ein ständiger Fall in eine andere Realität mit denselben Figuren. Krieg und Frieden wechseln einander beängstigend ab. Die DDR-Straßenkarte wird vom militärischen Funksystem „Wjuga“ überlagert. Einige Deserteure bewegen sich mit gestohlenen Komponenten Richtung Nord-Ost. Die Protagonisten durchlaufen eine Entwicklung „von Embryonen bis zu ziemlich komplexen metabolischen Homöostaten. “

Der absurde Bestandteil des Films ist so groß, dass es unwillkürlich Begeisterung auslöst. Dzianis Skvartsou balanciert wie ein Jongleur zwischen drei Lösungen: Animation und zwei parallele Zeiten, die mithilfe des Spielfilms geschaffen wurden. Das Verständnis der Realität ist in diesem Film voll und ganz ausgeschlossen. Seine Erzählfäden unterliegen keinen strengen mathematischen Gesetzmäßigkeiten. Jede Handlung entwickelt sich unabhängig von der anderen. Spannung, Bewegung, Expression und Surrealismus der einen werden durch Abgedroschenheit, Banalität und absolute Realität der anderen abgewechselt. Das ist der höchste Standard des kreativen Unfugs, dem absichtlich ein erzählerischer Rahmen gesetzt wird. Der Kurzfilm wird zu einem Werkzeug für die Diagnose von unbekannten Räumen und Welten.

  • Wie geht’s?
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